Ausschlussdiät (ASD) beim Hund

Der Weg zur richtigen Diagnose bei Futtermittelallergien

Haarausfall, Pusteln, Rötungen, Analdrüsenprobleme, Juckreiz, Sodbrennen, Durchfall, schleimiger Kot oder immer wiederkehrende Ohrenentzündungen… wenn dein Hund unter solchen Symptomen leidet, kann eine Futtermittelallergie dahinterstecken. Doch herauszufinden, ob das Futter wirklich der Auslöser ist, ist gar nicht so einfach. Eine sogenannte Ausschluss- oder Eliminationsdiät ist in solchen Fällen der einzige zuverlässige Weg zur Diagnose von Futtermittelallergien.

Wann ist eine Ausschlussdiät sinnvoll?

Nicht jeder Juckreiz hat mit dem Futter zu tun. In vielen Fällen sind Flohspeichelallergien, Umweltallergien (z. B. auf Pollen oder Hausstaubmilben) oder sogar organische Ursachen (z. B. Leber- oder Hormonstörungen) die wahren Auslöser. Auch bakterielle oder pilzbedingte Hautprobleme müssen zunächst ausgeschlossen werden. Zudem gibt es noch hunderte mögliche Zusatzstoffe (Bindemittel, Konservierungsmittel, Farbstoffe, Geschmacksverstärker…) in Futter-und Lebensmitteln welche allergische Reaktionen verursachen können. Sogar eine Mangelernährung (=langfristig nicht bedarfsdeckende Fütterung) kann allergieähnliche Symptome hervorrufen. Du siehst also, Gründe für die o.g Probleme gibt es einige. 

Aber: Wenn keine dieser Ursachen infrage kommt oder bereits ausgeschlossen wurde und dein Hund weiterhin unter Haut- oder Verdauungsproblemen leidet, dann ist es an der Zeit, eine Ausschlussdiät in Betracht zu ziehen.

Häufigste Allergieauslöser sind übrigens Huhn, Rind, Milchprodukte und Weizen. Nicht etwa weil diese Lebensmittel schlechter sind als andere, sondern weil unsere Hunde in Deutschland (oder auch Europa) sehr oft mit diesen Lebensmitteln in Kontakt kommen. Ohne Kontakt mit dem Immunsystem kann nämlich keine Allergie entstehen. 

Warum reicht ein Allergietest nicht aus? 

Viele Hundehalter hoffen auf schnelle Klarheit durch Blut- oder Hauttests. Doch bei Futtermittelallergien liefern diese keine zuverlässigen Ergebnisse. Sie zeigen lediglich eine Sensibilisierung, also eine mögliche Reaktion, aber nicht, ob das Futter wirklich symptomrelevant ist. 

Sogenannte Bioresonanz-Tests reagieren oft sogar auch Futtermittel, mit denen der Hund noch nie in Berührung gekommen ist. Ein Kontakt mit einem Futtermittel ist aber die Voraussetzung für eine Allergie. Nur durch eine kontrollierte Diät lässt sich feststellen, ob und worauf dein Hund wirklich allergisch reagiert.

Was ist eine Ausschlussdiät?

Der Name kann etwas in die Irre führen, es geht nicht darum, den Hund auf „Diät“ zu setzen. Vielmehr bedeutet es: Alles weglassen, was der Hund bisher gefressen hat, und stattdessen nur eine neue, unbekannte Proteinquelle (Muskelfleisch) mit einer ebenso neuen Kohlenhydratquelle füttern. Theoretisch kann man also auch Hühnerfleisch nutzen, allerdings ist es recht unwahrscheinlich, dass dein Hund noch nie etwas mit Huhn gefressen hat. 

Die Diät ist nicht bedarfsdeckend, muss sie aber für den begrenzten Zeitraum auch nicht sein. Ein gesunder, erwachsener Hund nimmt in wenigen Wochen keinen nachhaltigen Schaden.

Hast du einen Welpen, einen kranken Hund oder ist dein Hund schon über sehr lange Zeit nicht ausreichend versorgt (z.B wegen Schonkostfütterung) dann such dir unbedingt professionelle Beratung. 

 Der wichtigste Punkt überhaupt: Konsequenz.

Warum Konsequenz so entscheidend ist:

Bereits kleinste Mengen an unerwünschten Inhaltsstoffen können den Erfolg der Diät zunichtemachen. Dazu zählen:

  • Leckerlis/Kauartikel
  • Essensreste
  • Medikamente mit Fleischaroma
  • Futter von anderen Haustieren
  • Dinge, die draußen aufgenommen werden

Daher gilt: Alle im Haushalt (auch Kinder, Nachbarn oder Hundesitter) müssen Bescheid wissen. Beim Spaziergang kann es sinnvoll sein, den Hund an der Leine oder sogar mit Maulkorb laufen zu lassen, um unkontrolliertes Fressen zu verhindern. Es dürfen wirklich nur die zwei ausgewählten Zutaten gefüttert werden. 

Ein Juckreizprotokoll hilft dabei, Zusammenhänge zwischen Futter und Symptomen zu erkennen.

Zudem sollten natürlich unterdrückende Medikamente wie Apoquel, Kortison o.ä. nach Rücksprache mit dem Tierarzt abgesetzt werden. 

Frisch zubereitet statt Fertigfutter

Viele Tierärzt:innen empfehlen Fertigfutter, insbesondere sogenannte hydrolysierte Diäten. Dabei werden die Eiweißmoleküle im Futter so stark zerkleinert, dass das Immunsystem sie nicht mehr erkennen soll. Doch die Praxis zeigt: Viele Hunde reagieren trotzdem auf diese Produkte, da die Hunde entweder trotzdem auf das Protein reagieren oder mit den fragwürdigen Zutaten und Zusatzstoffen nicht klar kommen. Das Royal Canin Anallergenic Trockenfutter besteht z.B aus Federn und Mais. Zudem weiß man danach zwar vielleicht, dass der Hund Futtermittelallergiker ist, aber immer noch nicht, was genau nicht vertragen wird. Zur vorübergehenden Linderung der Symptome also manchmal geeignet, zur Ursachenforschung und langfristigen gesunderhaltenden Ernährung jedoch nicht. 

Ich vertrete die klare Meinung: Eine echte Ausschlussdiät sollte ausschließlich mit frischen, selbst zubereiteten Zutaten erfolgen.

Nur so lässt sich sicherstellen, was der Hund wirklich frisst. Fertigfutter, auch wenn es hypoallergen oder hydrolysiert ist, bleibt ein stark verarbeitetes Industrieprodukt mit meist minderwertigen Inhaltsstoffen und vielen, nicht deklarierten, Zusatzstoffen (Salz, Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel...). Diese Zusatzstoffe können auch Auslöser für das Leaky-Gut-Syndrom sein, was wiederum das ganze Konzept zusätzlich negativ beeinflussen kann.

Geeignete Zutaten für die Ausschlussdiät:

Entscheidend ist: Die verwendeten Komponenten müssen für den Hund neu und unbekannt sein. Häufig verwendet werden:

  • Eiweißquellen: Kaninchen, Ziege, Pferd, Känguru, Strauß, Hirsch
  • Kohlenhydrate: Süßkartoffel, Hirse, Quinoa, Buchweizen, Maniok

Wichtig: Auf Innereien und Knochen sollte in der ersten Phase verzichtet werden, insbesondere bei Verdacht auf Histaminunverträglichkeit. Nutze während der Diät reines Muskelfleisch. 

Dauer der Ausschlussdiät

Die Diät sollte mindestens 6 bis 8 Wochen durchgeführt werden. Eine Verlängerung auf bis zu 12 Wochen ist möglich. 

Tritt nach spätestens 3-4 Wochen keine erkennbare Verbesserung ein, obwohl die Diät streng eingehalten wurde, sollten folgende Punkte überprüft werden:

  • Wurden die Zutaten korrekt gewählt?
  • Gab es heimliche “Ausrutscher”?
  • Wurden Umweltallergien wirklich ausgeschlossen?
  • Gibt es andere organische Ursachen?

Die Provokationsphase: 

Wenn dein Hund beschwerdefrei ist, kannst du andere Futtermittel ausprobieren. Auch hier gilt, am besten frisch und, bis auf den Garvorgang, unverarbeitet.  Beobachte ganz genau, ob Symptome zurückkehren. Niemals zwei Futter-oder Nahrungsergänzungsmittel gleichzeitig ausprobieren. 

Zwei Methoden haben sich dabei bewährt:

  1. Rücksprung-Methode
    Nach jeder neuen Zutat wird wieder zur Basisdiät (1 Fleischquelle + 1 Kohlenhydratquelle) zurückgekehrt, um Reaktionen eindeutig zuordnen zu können. Jede Zutat wird 3 Tage ausgetestet und dann vorerst wieder aus der Ration herausgenommen. 
  2. Erweiterungsmethode
    Verträgliche Zutaten bleiben im Futter und neue werden ergänzt, bis eine Reaktion auftritt. Abstand zwischen den Zutaten 14 Tage.

Nur so lassen sich klare Rückschlüsse ziehen. Wird eine neue Zutat nicht vertragen, sofort aus der Ration entfernen. Dein Hund sollte wieder vollkommen symptomfrei sein, bevor du eine neue Zutat austestest.

Ernährung nach der Ausschlussdiät

Ist klar, was vertragen wird und was nicht, wird der neue Futterplan zusammengestellt. Dabei geht es um:

  • Langfristige Ausgewogenheit/Bedarfsdeckung
  • Individuelle Anpassung
  • Gezielte Supplementierung (z. B. Jod, EPA/DHA, Vitamine & Mineralstoffe)

Es ist sehr zu empfehlen, die Diät von einer Ernährungsberater:in begleiten zu lassen. Diese kann im Anschluss auch eine bedarfsgerechte Ration zusammenstellen, insbesondere wenn keine Knochen oder Innereien verwendet werden. Auch ein Aufbau der Darmschleimhaut ist nach langer Allergieproblematik zwingend notwendig , denn eine angegriffene Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom) begünstigt neue Allergien und kann daher, auch noch nach Monaten, zu schweren Rückfällen führen (die Gabe von Darmbakterien ist nicht gleichzusetzen mit einem Darmaufbau!). Hiermit kann bzw. sollte bereits während der ASD begonnen werden.

Jede Zutat und jedes Nahrungsergänzungsmittel, welches neu hinzukommt, sollte auch nach der ASD immer erst vorsichtig und einzeln getestet werden! Ansonsten kannst du nicht genau eingrenzen, was die Verschlechterung ausgelöst hat.

Fazit

Die Ausschlussdiät ist keine schnelle Lösung, aber der sicherste Weg, um eine Futtermittelallergie beim Hund zu erkennen. Mit Geduld, Konsequenz und frischen Zutaten lässt sich nicht nur die Ursache finden, du legst auch den Grundstein für eine gesunde, ausgewogene und individuelle Ernährung deines Hundes.

Auch wenn es mühsam scheint: Eine richtig durchgeführte Ausschlussdiät lohnt sich. Für Haut, Darm, Wohlbefinden und Lebensqualität deines Hundes. Auch klassischen Folgeerkrankungen wie chronische Darmentzündungen lässt sich so vorbeugen.

 

 

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