chronische Niereninsuffiziens beim Hund (CNI)
Immer mehr Hundehalter sehen sich mit der Diagnose chron. Niereninsuffizienz konfrontiert, einer Erkrankung, bei der die Nieren ihre Aufgaben nur noch eingeschränkt erfüllen können. Die gute Nachricht vorab: Eine frühzeitige Erkennung und eine individuell abgestimmte Betreuung, insbesondere über die Ernährung, können das Fortschreiten verlangsamen und die Lebensqualität verbessern oder erhalten.
Was ist Niereninsuffizienz?
Die Nieren sind für viele lebenswichtige Funktionen zuständig: Sie filtern Abfallstoffe aus dem Blut, regulieren den Wasser- und Elektrolythaushalt, sind an der Hormonproduktion beteiligt und wirken sich auf die Bildung roter Blutkörperchen aus. Versagen sie in ihrer Funktion, können diese Stoffwechselprozesse nicht mehr reibungslos ablaufen – der Körper beginnt, sich selbst zu „vergiften“.
Man unterscheidet zwei Formen:
Akute Niereninsuffizienz (ANI): Tritt plötzlich auf, z. B. durch Vergiftungen, Narkosen, Steine, Infektionen oder Kreislaufschocks. Sie ist ein medizinischer Notfall. Eine vollständige Genesung ist möglich.
Chronische Niereninsuffizienz (CNI): Entwickelt sich schleichend über Wochen, Monate oder Jahre und ist irreversibel. Sie zählt zu den häufigsten Organerkrankungen älterer Hunde. Ursachen können sein: Rassedispositionen, Diabetes, falsche Fütterung, Bluthochdruck, Tumore, Entzündungen besonders Zahnfleischentzündungen, Umweltgifte, Viruserkrankungen, Entzündungen der Niere, Nierensteine, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente u.v.m.
Die Krankheit wird in vier verschiedene Stadien (IRIS-Stadien) unterteilt. Im Stadium I hat man meist keine erkennbaren Symptome und auch noch keine Abweichungen im Blutbild. Im Stadium IV sind über 90% der Nierenfunktion nicht mehr gegeben, der Hund hat einen schlechten Allgemeinzustand und es läuft auf ein totales Nierenversagen mit letalem (tödlichem) Ausgang hinaus. Erkannt wird die Krankheit meist erst bei einem Funktionsverlust von ca. 65-75%, also erst relativ spät!
Symptome
Frühe Anzeichen werden oft übersehen, da sie schleichend auftreten. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- vermehrter Durst und häufiges Urinieren (Polydipsie und Polyurie)
- Stubenunreinheit
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Apathie
- schlechter Atemgeruch (nach Urin oder Ammoniak)
- stumpfes Fell, Rückzug, reduzierte Lebensfreude
Diagnose
Die Diagnose erfolgt über eine ausführliche Anamnese, ein Blutbild, eine Urinuntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung. Evtl. auch eine Röntgenuntersuchung zur Hilfe bei der Suche nach Steinen.
Ernährung
Die Ernährung spielt bei der Behandlung chronischer Niereninsuffizienz eine zentrale Rolle. Lange Zeit wurde eine stark eiweißreduzierte Diät empfohlen – heute weiß man, dass das nicht immer sinnvoll ist. Eine zu starke Eiweißreduktion kann zu Mangelerscheinungen und Muskelabbau führen. Die Eiweißmenge sollte deshalb nicht pauschal reduziert, sondern an den jeweiligen Gesundheitszustand des Hundes angepasst werden.
Hochwertiges Eiweiß/Proteine (Muskelfleisch, gegartes Eiklar, Milchprodukte...) ist besser verdaulich und belastet die Nieren weniger als minderwertige Quellen (Lunge, Pansen, Euter, Hülsenfrüchte..). Besonders getrocknete Kauartikel (Ochsenziemer, Rinderkopfhaut, Dörrfleisch etc.) sind bei der Diagnose Niereninsuffiziens tabu.
Ein praktischer Ansatz ist die Fütterung von fettreichem Fleisch. Dieses enthält automatisch weniger Eiweiß. Kombiniert z.B mit Gemüse, Kartoffeln und Milchprodukten kann so eine ausgewogene, gut akzeptierte Ration zusammengestellt werden. Dies ist aber nicht immer möglich z.B bei gleichzeitiger EPI (exokrine Pankreasinsuffiziens). Eine individuelle Betrachtung/Anamnese ist daher unumgänglich.
Senioren und Hunde mit Organerkrankungen werden vorzugsweise nicht (mehr) roh ernährt. Gekochte Rationen machen dem Körper weniger Arbeit und sind leichter verdaulich.
Ein weiterer kritischer Punkt ist der Phosphorgehalt der Nahrung. Übermäßiger Phosphor belastet die Nieren zusätzlich. Knochen, Hefe, Innereien oder bestimmte Getreide sind besonders phosphorreich und sollten reduziert oder gemieden werden. Bei Bedarf kommen Phosphatbinder zum Einsatz, allerdings nur in Rücksprache mit dem Tierarzt. Phosphor ist trotz Nierenerkrankung ein lebenswichtiger Nährstoff.
Nierendiätfutter aus dem Handel oder vom Tierarzt
haben eine absolute Daseinsberechtigung. Fertige Nieren-Diätfutter, auch Renal Futter genannt, sind aber grundsätzlich darauf ausgelegt Hunde mit stark eingeschränkter Nierenfunktion zu versorgen. Also eher Hunde im fortgeschrittenem Stadium. Das bedeutet: der Gehalt an Eiweiß (Protein), Phosphor und bestimmten Mineralstoffen ist sehr stark reduziert. Energielieferant ist hauptsächlich Fett. Bei Hunden im frühen Stadium der Erkrankung ist diese starke Reduktion aber noch gar nicht notwendig und kann zu Mangelerscheinungen und frühzeitigem Abbau führen. Hierzu kommt, dass diese Diäten nicht anpassbar sind.
Futtermittelallergien stellen hier ein großes Problem dar. Ein Nieren-Diätfutter mit der Proteinquelle Pferd, Kaninchen oder Ziege werden sie leider nicht finden. Meist ist die Basis Huhn oder Rind. Verträgt der Hund diese Proteinquellen nicht, ist das Futter ungeeignet. Auch weitere Erkrankungen machen ein Nierendiät-Fertigfutter oft problematisch. Der hohe Fettgehalt und ein empfindlicher Magen-Darm-Trakt passen beispielsweise oft nicht zusammen.
Flüssigkeitszufuhr sicherstellen
Ausreichende Wasseraufnahme ist essenziell, gerade bei Hunden mit Nierenproblemen. Trockenfutter ist daher kontraproduktiv. Es gibt leider immer noch Tierärzte, die Nierendiät-Trockenfutter empfehlen - das sollte aber niemals eine Option sein. Zudem solltest du die Wasseraufnahme genau im Blick haben und ggf. über kleine Tricks zum Trinken animieren.
Hinweis:
Dieser Beitrag dient zur Information und ersetzt keine tierärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei ersten Anzeichen einer Nierenerkrankung sollte immer eine Tierarzt/in aufgesucht werden.
Chronische Niereninsuffizienz ist eine schwerwiegende und langfristig lebensbedrohliche Erkrankung. Eine frühzeitige Diagnose, gezielte medizinische Betreuung und eine individuell abgestimmte Ernährung können jedoch viel dazu beitragen, das Fortschreiten zu verlangsamen und dem Hund ein möglichst beschwerdefreies, würdevolles Leben zu ermöglichen. Die oberste Priorität liegt bei der Erhaltung der Lebensqualität.
Bitte lassen sie, auch bei Ihrem gesunden Senior, mind. 1x jährlich ein geriatrisches Blutbild anfertigen.
Mit einer frühzeitigen Diagnose, angepasster Ernährung und regelmäßigen Kontrollen kann ein Hund trotz CNI Diagnose eine nahezu normale Lebenserwartung erreichen.
